Auswertung

Der erste Schritt für eine Auswertung fand wie jedes Jahr im Rahmen einer Mitgliederversammlung statt. Hier wurde besprochen, welche Elemente der Begegnung besonders gut funktioniert haben und wo es noch Schwierigkeiten gab. Bei dieser Versammlung wurde auch das Nachbereitungstreffen mit den Teilnehmern organisiert.

Zur Nachbereitung trafen wir uns mit den Teilnehmern zu einem Wochenendseminar und werteten das Erlebte aus. Dabei stand bei den Jugendlichen zunächst der Austausch von Fotos und Geschichten im Vordergrund. In Absprache mit uns haben einige Teilnehmer aus den erstellten Videoaufnahmen eine Dokumentation erarbeitet. Diese wurde dort vorgestellt. Zurzeit wird die Vervielfältigung dieser Videodokumentation betrieben und an alle Interessenten verteilt.

Eine Kopie wurde an alle Partnerorganisation übersandt. Dort wird sie mit entsprechenden Untertiteln versehen und für die Teilnehmer bereitgestellt. Erste Ergebnisse unserer Kooperationen ließen nicht lang auf sich warten; so begann gleich im Anschluss an das Camp in Deutschland die polnische Organisation mit den Vorbereitungsgesprächen zum Camp 2006. Die rumänischen Teilnehmer schrieben einen Dankesbrief und sind voller Erwartung, was das nächste Camp angeht. Lediglich die tschechische Organisation äußerte sich skeptisch und befand in ihrer internen Evaluation die gewählte Teilnehmerauswahl als unpassend und wolle im nächsten Jahr eine andere Zusammensetzung erwägen. Hierbei heißt es allerdings, die kommenden Vorbereitungsgespräche abzuwarten um dahingehend konkretere Angaben zu machen. Von den deutschen Teilnehmern sind jetzt einige aktiv in die Arbeit des Spunk e.V. eingebunden worden. Sie haben aus den Eindrücken des Camps großes Interesse an unserer Art der Vereinsarbeit bekommen, besuchen die Mitgliederversammlungen und wollen zukünftig Aufgaben bei der Organisation von Veranstaltungen übernehmen. Dies ist ein Ergebnis was uns natürlich besonders freut.

Mit unseren vielfältigen Arbeitsmethoden ist es uns gelungen, auch ein so schwieriges Thema wie “Rassismus in der Europäischen Union” zufriedenstellend, aber natürlich längst nicht abschließend, zu bearbeiten. Durch das gezielte Einsetzen einer großen Bandbreite von Interessengebieten und Aktivitätsangeboten konnte sich jeder Teilnehmer mindestens einem Gebiet zuwenden, welches auch seinen persönlichen Neigungen entsprach. Dies war nicht zuletzt notwendig, um eventuell auftretende Kommunikationsprobleme aufzulösen. Trotz der unterschiedlich guten Fremdsprachenkenntnisse konnten unsere Arbeitsweisen eine gute Verständigungsebene erreichen. Zu erwähnen sind hierbei die verschiedenen Länderabende. Auch wenn diese in den verschiedenen Landessprachen begangen wurden, zeigte sich, dass Musik, Kreativität und darstellende Kunst eine grenzüberschreitende Verständigungsform ist, die keiner Übersetzung bedarf. Nichtdestotrotz war es natürlich notwendig, bei den Seminaren zu übersetzen, um inhaltliche und faktische Gegebenheiten zu vermitteln. Dazu wurde im Laufe des Camps von einer multilingualen Teilnehmergruppe ein speziell für unsere Arbeit zugeschnittenes Wörterbuch erstellt, welches neben den alltäglichen Grundbegriffen auch Stichwörter wie beispielsweise “Vorurteile” oder “Ausgrenzung” in alle Landessprachen übersetzt hat.

Zu guter Letzt folgen ein paar abschließende Worte von Mitarbeitern des Spunk-Camps 2005.
Der eingeladene Betreuer für den Radioworkshop schrieb in seiner Auswertung des Camps:

In Zusammenarbeit mit SPUNK e.V. aus Potsdam begleitete ARA-Berlin ein Internationales Jugendcamp in Ueckermünde – Mecklenburg Vorpommern. In der Zeit vom 19.07. bis 04.08.05 trafen sich über 70 Jugendliche aus Rumänien, Tschechien, Polen und Deutschland. Während dieser Jugendbegegnung hat ARA-Berlin einen Radioworkshop angeboten, bei dem die Jugendlichen Interview-, Schnitt- und Powerpoint-Techniken erlernten. Thema des Camps war “Rassismus, Nationalismus und Toleranz in der EU”. Wir von ARA-Berlin haben mit den Jugendlichen Vor-Ort-Sendungen zu den Themen “Nationalismus in den einzelnen Ländern und was man gemeinsam dagegen tun kann” gemacht. Darüber hinaus konnten wir eine Diskussionsveranstaltung mit dem PDS-Landtagsabgeordneten G. Walther der Uecker- Randow-Region und Vertretern der Bürgerinitiative “BIRD – Bürgerinitiative für Rechtsstaatlichkeit und Demokratie” aus Ueckermünde über das Thema “Rechtsextremismus und National-Befreite-Zone in Ueckermünde und in der Region” durchführen. Außerdem gab es einen Informationsabend über “Rechtsextreme und deren Vereinigungen in Mecklenburg-Vorpommern und rechte Symbole” mit dem Mobilien Beratungsteam aus Neubrandenburg. Durch die engagierte Mitarbeit der Jugendlichen sind Radiobeiträge entstanden, die wir von ARA-Berlin im Offenen-Kanal-Berlin senden. Wir konnten von der deutschen Gruppe Jugendliche für die Mitarbeit bei ARA-Berlin gewinnen. Neben dem Radioworkshop hat ARA-Berlin einen Theaterworkshop zum Thema “Vorurteile” angeboten. Darüber hinaus zeigten wir bei Filmabenden mit anschließenden Diskussionen Filme wie “Der Pianist” und “Gefangen im Kaukasus”. Das nächste Internationale Jugendcamp wird 2006 in Polen stattfinden.

(Quelle: http://www.falken-berlin.de/show/84285.html)

Es bleibt Letztlich festzuhalten, dass die große Europäische Union mit vielen sehr unterschiedlichen Mentalitäten gesegnet ist. Aus unseren Erlebnissen und unserer gemeinsamen Evaluation mit den Teilnehmern stellte sich heraus, dass das Thema “Rassismus und Fremdenfeindlichkeit” in großen Teilen auf Missverständnisse, übereile Urteile, Sprachschwierigkeiten, individuelle Kontaktängste oder Barrien und große Mentalitätsunterschiede zurückzuführen sein kann. Gerade der oft versteckte und deshalb so gefährliche Alltagsrassismus scheint in vielen Köpfen zu schlummern und wird erst kenntlich und möglich zu bearbeiten, wenn man diesen Missstand erlebbar aufdeckt. Im europäischen Sinne bedeutet diese erlebte Problematik innerhalb des Camps eine große Chance für alle Teilnehmer, ihre Erfahrungen und Eindrücke als Multiplikatoren weiter in ihre Heimat zu tragen.

Umso spannender bleibt für uns natürlich die Frage, wie sich dieser begonnene Austausch weiter entwickeln wird. 2005 sind in jedem Fall Problemstellungen und Arbeitsideen für die Inhalte der nächsten Begegnungen erstellt worden. Mit dem fast durchweg positiven und dankbaren Feedback können wir diese Arbeit vorerst als erfolgreich abgeschlossen beurteilen und sehen es für uns, wie es eine Teilnehmerin am Campende formulierte:

Dieses Treffen brachte so viele verschiedene Sichtweisen hervor, man fühlte am Ende richtig, wie etwas entstanden ist. Am Ende merkte ich, dass ich vor einem Anfang stehe. Wie soll ich das jetzt beschreiben? Vielleicht ein gemeinsames europäisches Gefühl, gerade zusammen anders sein zu können, finde ich für mich sehr bereichernd.

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